Die Dramaturgie der Bewunderung
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Das 18. Jahrhundert gilt seit langem als „Sattelzeit“, in der sich der Übergang vom barocken zum modernen Denken vollzieht. Der weltflüchtige Pessimismus macht einem realitätsbezogenen Optimismus Platz; die stoizistische Angst vor der Leidenschaftlichkeit wird durch das Wissen verdrängt, daß alle Rationalität auf Sinnlichkeit beruht. Innerhalb der Diskussionen um das Drama manifestiert sich dieser Wandel als Kritik am heroischen Paradigma des Klassizismus: das bürgerliche Trauerspiel setzt das „Mitleid“ als neues Wirkungsziel gegen das „Lehrsatz“-Prinzip durch, und das emotionalistische „Interesse“ tritt an die Stelle der rationalistischen „Bewunderung“. Gegen die herkömmliche Auffassung, daß dieser Prozeß prästabiliert sei, und das Theater der deutschen Aufklärung erst durch Lessing poetisches Niveau erlange, erheben Untersuchungen dieses Bandes Einspruch. Sie behandeln die Differenz zwischen dem dramatischen Rationalismus und Emotionalismus als eine offene Konkurrenz und rekonstruieren die Binnengeschichte des klassizistischen Tragödienmodells, das auch nach Lessings Verdikt lebendig geblieben ist.