Ästhetische Kommunikation der Moderne
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Ästhetik und Literaturwissenschaft Der nachfolgende Versuch einer Geschichte ästhetischer Kommunikation der Mo derne fand sein erstes Motiv in einem Ungenügen der literaturwissenschaftlichen Lehre. So wenig es an profunden Einzelstudien zu bedeutenden ästhetischen Theorien mangelt, so sehr fehlt eine aktuelle deutschsprachige Darstellung der Ästhetik, die deren philosophische Beobachtung der Kunst und Literatur seit ihrer Ausdifferenzierung zu einem „autonomen“ Kommunikationssystem im 18. Jahrhundert rekonstruierte. Ist ein solcher Rekonstruktionsversuch für die wis senschaftliche Beschäftigung mit Kunst und Literatur aber überhaupt noch sinn voll? Sind die Ergebnisse der ästhetischen Beobachtung von Literatur für deren theoretische Analyse eigentlich relevant? Die Antwort auf solche Fragen scheint zunächst auf der Hand zu liegen: Literatur ist doch ein Teilgebiet der „Kunst“, und was „Kunst“ ist, das sagt uns die Ästhetik. Unsere Bewertung literarischer Texte bedarf sinnvoller Kriterien, und die liefert uns die Ästhetik. Die meisten literarischen Werke sind ohne angemessene Kenntnis des ästhetischen Horizonts, in dem sie entstanden sind, nicht richtig zu verstehen: Schiller ohne Kant, Thomas Mann ohne Schopenhauer, Gottfried Benn ohne Nietzsche'- das scheint ein Un ding zu sein. Die Ästhetik gibt der Literaturwissenschaft also eine Art Grund; sie definiert „Kunst“, begründet unsere kritischen Werturteile und macht eine tragfähige Deutung der überlieferten Werke so allererst möglich. Sie bestimmt Gegenstand und Methode der literaturwissenschaftlichen Forschung. In Gestalt der Ästhetik begründet die Philosophie offensichtlich die Möglichkeit der Lite raturwissenschaft, und so versteht es sich von selbst, daB eine Geschichte ästhetischer Kommunikation notwendig ist; es ist nützlich, den Grund zu kennen, auf dem man steht.