Mode und Moral
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Während in der Feudalgesellschaft Standes- und Berufszugehörigkeit durch die strenge Einhaltung einer festen Kleiderordnung erkennbar waren, wird im Anschluss an die Französische Revolution mit der Demokratisierung der Gesellschaft auch die Demokratisierung der Mode eingeleitet. Breite bürgerliche Schichten manifestieren ein reges Interesse an modischem Konsum und profitieren von neuen, auf Massenproduktion ausgerichteten Möglichkeiten industrieller Fertigung, die auch einer auf den Geldbeutel bedachten Bürgersfrau die Partizipation am modischen Geschehen erlaubt. Als Ergebnis der inflationären Adaptation modischer Privilegien, die früher dem Adel vorbehalten waren, entwickelt sich in der neuen Bourgeoisie eine Ästhetik, in der gerade die Kleidermode eine Schlüsselfunktion übernimmt. Das Anliegen dieser Arbeit ist es, die Regelmechanismen der bürgerlichen Ästhetik, die sich im Bereich der Mode manifestieren, auf ihre soziale Funktion hin zu deuten. Der französische Roman des Realismus, und besonders Balzac, liefert hierzu einen breiten Fundus nicht nur literaturwissenschaftlich relevanter Kostümportraits, sondern auch soziologisch interessanter modischer Protagonisten.