Rückenschule in Kindergarten und Schule
Autoren
Mehr zum Buch
Degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule gehören zu den häufigsten Zivilisationserkrankungen. In den letzten zwanzig Jahren sind in den industrialisierten Ländern Rückenschulen eingerichtet worden mit dem Ziel, wirbelsäulenfreundliches Haltungs- und Bewegungsverhalten im Alltag aufzubauen und für den Rücken schädigende Verhaltensweisen zu eliminieren. Kontrollierte Studien weisen dieses Verhaltenstrainingsprogramm als einen effektiven Baustein in der Therapie von Patienten mit degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen aus. Angesichts der erschreckenden Zunahme von Haltungsstörungen schon bei Grundschulkindern wird in der vorliegenden Untersuchung geprüft, ob und in welcher Form Rückenschulprogramme im Rahmen der Gesundheitserziehung in Kindergarten und Schule eingesetzt werden können. Dazu werden zunächst theoretische Grundlagen erarbeitet. Schwerpunktthemen sind einmal Wirbelsäulenerkrankungen, insbesondere unter dem Aspekt der Prävention bei Kindern und Jugendlichen; weiter Ziele, Inhalte, Organisationsformen und empirische Studien zu bestehenden Rückenschulprogrammen im internationalen Vergleich; und schließlich Konzepte der Gesundheitserziehung und deren Implikationen für die Gestaltung von Rückenschulprogrammen in Kindergarten und Schule. Im zweiten Teil des Buches werden jeweils mehrstündige Unterrichtsprogramme für den Kindergarten, den Sachunterricht der ersten Klasse, den Biologieunterricht der sechsten und der zehnten Klasse und den Sportunterricht der zwölften Klasse vorgestellt. Die Unterrichtseinheiten werden detailliert beschrieben und alle verwendeten Unterrichtsmaterialien (Folienvorlagen, Arbeitsblätter, Spielanleitungen etc.) dem sehr umfangreichen Anhang beigefügt. Interessierten Praktikern (Erzieherinnen, Lehrern, Ärztinnen, Krankengymnasten) bietet sich somit die Möglichkeit zur direkten Umsetzung der entwickelten Konzepte im Kindergarten- und Schulalltag. Die beschriebenen Interventionen wurden in mehreren Studien mit quasi-experimentellem Design an über 300 Kindern und Jugendlichen evaluiert. Es zeigte sich, dass alle durchgeführten Unterrichtsreihen gut durchführbar und effektiv sind. Alle Versuchsgruppen steigerten ihre Leistungen bezüglich ihres Wissens und ihres Haltungs- und Bewegungsverhaltens; diese Verhaltensänderungen waren auch nach einem Jahr noch zu beobachten. Es wird daher empfohlen, die Rückenschule als ein Instrument der Verhaltensprävention im Rahmen von Gesundheitserziehungsmaßnahmen in Kindergarten und Schule einzusetzen und in weiteren Evaluationsstudien den Beitrag von verhältnispräventiven Maßnahmen (z. B. Schulmobiliar) zu prüfen. Das Buch richtet sich vor allem an Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, Ärztinnen und Ärzte, Krankengymnastinnen und -gymnasten, Sporttherapeutinnen und - therapeuten, Gesundheitswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie an Studentinnen und Studenten der entsprechenden Disziplinen.