Feminismus oder Pornographie?
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In der italienischen Gegenwartsliteratur von Frauen läßt sich eine Bevorzugung privater Themen wie Familie, Ehe, Liebe ausmachen. Trotz dieser Themenwahl werden die Bereiche Erotik und Sexualität weitgehend ausgeklammert - insbesondere die eindeutige Schilderung von Sexualität findet man äußerst selten. Eine der wenigen Ausnahmen ist die 1936 geborene Dacia Maraini, in deren Werken Erotik und Sexualität eine entscheidende Rolle spielen. Seit Beginn ihrer schriftstellerischen Karriere beschäftigt sich die Autorin mit frauenspezifischen Inhalten, und in den 70er Jahren kämpfte sie an vorderster feministischer Front. Sie gehört heute zu den erfolgreichsten Schriftstellerinnen ihres Landes; literarische Anerkennung wurde ihr jedoch erst zuteil, als sie sich in den 80er Jahren vom Feminismus distanzierte. Gleichzeitig gab die Autorin auch die für ihre Texte bis dahin charakteristische Offenheit und Direktheit im literarischen Umgang mit der Liebesthematik auf. Das Buch von Barbara Heinzius beginnt mit einer prägnanten Standortbestimmung feministischer Theorie und Praxis in Italien und setzt sich dann in historischer Perspektive mit der Klassifikation und Bewertung erotischer und pornographischer Literatur bis hin zur aktuellen Pornographiediskussion auseinander. Die Ergebnisse dieser beiden ersten Kapitel dienen schließlich als Leitfaden für die detaillierte Analyse der gesamten veröffentlichten Prosa und Lyrik Dacia Marainis. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der feministischen Absicht der Autorin und ihren Darstellungen von Erotik und Sexualität: Schließen sich Feminismus und Pornographie aus? Oder bedingen sie sich im Werk Dacia Marainis geradezu gegenseitig?