Geschichtsdichtung
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Die Geschichte zu erkennen und darzustellen ist Aufgabe des Historikers. Aber auch Dichter stellen Geschichte dar. Wie geht das? Geht das noch? »Hätte Shakespeare Mommsen gekannt, hätte er den Cäsar nicht geschrieben«, so Friedrich Dürrenmatt. Geschichte habe heute eine wissenschaftliche Gestalt gefunden, in der Dichtung könne sie nur mit untauglichen Mitteln wiederholt werden. Kann Geschichtsdichtung trotzdem, wie kann sie trotzdem neben einer immer wissenschaftlicher werdenden Geschichtsschreibung bestehen? In ›Historie und Literatur‹, dem zentralen Essay des Bandes, skizziert Walter Hinck die Diskussion über Historie als Wissenschaft und als Kunst (Ranke) bis in unsere Zeit, verfolgt er die Auseinandersetzung über die Unterscheidung des Aristoteles zwischen Dichter und Geschichtsschreiber an Beispielen der Literatur und der Ästhetik von Lessing und Herder über Goethe, Schiller und Hegel bis zur Gegenwart. Wie sehen Ernst Jünger, Hochhuth, Uwe Johnson, Enzensberger, Grass das Verhältnis von Literatur und Historie? Welche Form geben sie ihm? Der Überblick beleuchtet vieles neu, die Fragestellung erschließt interessante Einsichten. Das allgemeine Problem wird in den anderen Beiträgen konkretisiert: Geschichtsdrama, Geschichtslyrik, die komplizierte Aneignung von Geschichte in den Romanen Hermann Brochs und Falladas. Eine Grundfrage der Literatur, auch unseres Geschichtsverständnisses, wird kenntnisreich und mit kritischem Blick beschrieben.