Kleinunternehmer und Politik in Deutschland
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Die neuerdings immer wieder beschworene »Renaissance« der kleinen und mittleren (»mittelständischen«) Unternehmen zeigt es schlagend: Allen Unkenrufen zum Trotz ist der selbständige Mittelstand der industriellen Entwicklung (bislang jedenfalls) nicht zum Opfer gefallen. Ganz im Gegenteil will die aktuelle Forschung eine Reihe von relativen Vorteilen der klein- gegenüber der großbetrieblichen Produktion aus- und geltend machen: In diesem Zusammenhang ist typischerweise vom innovativen und flexiblen Kleinbetrieb die Rede. Auffallend ist freilich, daß in der Kleinbetriebsforschung in der Regel ausschließlich auf organisatorische, technologische und ökonomische Betriebs- und Umweltparameter Bezug genommen wird. In entschiedener Kritik an dieser reduktionistischen Forschungsstrategie rückt die vorliegende Studie die »politische« Dimension in den Vordergrund: Es geht um die zentrale Frage, inwiefern und inwieweit die Erfolgschancen kleiner Unternehmen vor allem (auch) politisch bzw. staatlich bestimmt und vermittelt sind. Antworten werden in theoriegeschichtlicher und empirisch-theoretischer Hinsicht gesucht: So wird zunächst mit Blick auf die Entwicklung der modernen Marktwirtschaft seit dem frühen 19. Jahrhundert nachgezeichnet, daß die relativen Unternehmensgrößen in beträchtlichem Maße von den jeweiligen wirtschaftspolitischen Interessen der Nationalstaaten bestimmt gewesen sind, um dann in konkretem Blick auf die Bundesrepublik seit 1949 zu zeigen, wie sehr es in den ordnungspolitischen Auseinandersetzungen immer auch um die Gestaltung der Betriebsgrößenverhältnisse gegangen ist und geht. Die Studie belegt überzeugend, daß über Persistenz und Erfolg kleiner Unternehmen in der modernen Industriegesellschaft nicht allein ökonomische und technologische Parameter entscheiden: Theoriestrategisch unverzichtbar ist daher die Reflexion vor allem auf die Interessen des Staates. So offenbart sich am Beispiel des kleinbetrieblichen Sektors schließlich die essentielle »politische Vermitteltheit« der Ökonomie überhaupt.