Epitaphien in der Grafschaft Schaumburg
Autoren
Mehr zum Buch
Ein Epitaph ist ein Totengedächtnismal. Auf einer alten Tradition beruhend wurde es mit Beginn der Renaissance immer beliebter bei Adel, Klerus und Bürgertum. Auftraggeber waren durchweg Vertreter der gesellschaftlichen Führungsschicht. Der Rang der Verstorbenen spiegelt sich u. a. in der architektonischen Rahmung der Denkmäler wider: entsprechend den sog. Säulenordnungen der zeitgenössischen Architekturtheoretiker wurde hier die ideale Ordnung der Welt veranschaulicht. Darüber hinaus sollte dem Betrachter auch die Gnade Gottes vergegenwärtigt werden. Die Untersuchung erkennt in den Epitaphien der Grafschaft Schaumburg eine Demonstration von Frömmigkeit und Tugendleistung, auf die sich das damalige Selbstverständnis der Menschen gründete. In den Jahrzehnten vor dem Dreißigjährigen Krieg herrschte ungeachtet der Überzeugung des unmittelbar bevorstehenden Endes der Welt die Meinung vor, einen kulturellen und zivilisatorischen Höhepunkt erreicht zu haben. Das Epitaph vermochte in diesem Zusammenhang an Erbe und Auftrag der Bevölkerung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zu erinnern. Es ist somit an ein spezifisch deutsches Geschichtsbild gebunden, das das Bewußtsein vermittelte, auserwählt zu sein und der »Wahren« Kirche anzugehören. Im Mittelpunkt der Totenmemorien steht also nicht - wie auf den ersten Blick zu vermuten - das Individuum, sondern dessen Dienst an der gottbestimmten Weltordnung. Der Anspruch der Epitaphien definiert sich folglich in der Ausrichtung auf die politische und religiöse Mission der Menschen um 1600.