Paris un Wiene
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In der europäischen Erzählliteratur des 16. Jahrhunderts ist ein neuer Stern erster Größe sichtbar geworden. Die von dem Humanisten Elia Levita oder einem seiner Schüler geschaffene jiddische Stanzenfassung des aus Frankreich nach Italien gekommenen »Paris und Vienne«-Stoffes hebt diesen auf eine ganz unerwartete Höhe -- erzähltechnisch durch eine vor allem an Ariost geschulte Verskunst und Tiefenperspektivik, inhaltlich durch eine geniale, avant la lettre 'realistische' Beobachtungsgabe, die auf Schritt und Tritt das Erhabene und das hinreißend Komische zur Deckung zu bringen vermag. Trotz dieser unverkennbaren Herkunft aus Renaissance-Italien ist das Werk auf eine verhaltenere, erst bei eindringlicher Lektüre hervortretende Weise in die jüdische Glaubens- und Denkwelt eingebettet. Erst 1986 wurde ein vollständiges Exemplar bekannt. Im Erscheinen begriffen ist die von dem Jerusalemer Jiddisten Chone Shmeruk erstellte große Ausgabe in hebräischen Lettern. Im vorliegenden Band wird das Werk erstmals in lateinischer Transkription (samt Kommentar und literarhistorischer Einführung) auch dem abendländischen Leser zugänglich gemacht.