Japans blinde Sänger im Schutz der Gottheit Myōon-Benzaiten
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Spätestens seit dem 13. Jahrhundert haben Blinde eine besondere Rolle in der japanischen Kultur gespielt. Wie sehr die Blinden zum Alltagsbild Japans gehören, zeigt sich in Sprichwörtern, in Legenden, in der Erzählliteratur des japanischen Altertums und Mittelalters und in einer ganz eigenen Gruppe von Theaterpossen (kyogen), deren Hauptfigur ein Blinder ist. Ermöglicht wurde der große Wirkungsbereich der Blinden durch die Monopolisierung ihrer Berufe und ihren Zusammenschluß in gildenartigen Organisationen. Die Wahl einer exklusiven und rituell verehrten Berufsgottheit dient zur Repräsentation der Gemeinschaft nach außen und innen. Sie ist ihr zusammenhaltendes Symbol, eine höhere Macht, die den Einzelnen zugleich beherrscht und beschützt. Die von mehreren Blindengruppen und manchen sehenden Musikern verehrte Göttin Myoon-Benzaiten ist in Japan außerordentlich populär und wird mit allem irgendwie Fließenden in Verbindung gebracht - mit Musik, Rede, Liebe, Reichtum und Gedeihen und schließlich ganz allgemein mit Glück. Das Anliegen dieses Buches ist zum einen die historische und - soweit heute noch existent - phänomenologische Darstellung von Blinden-(Musiker-)Organisationen in Japan, der sozial-religiösen Funktion ihrer Ursprungslegenden und jährlichen Feste, und zum anderen die Untersuchung der Frage, unter welchen Bedingungen eine Berufsgottheit von wem gewählt wurde, was eigentlich zur Festlegung und Abgrenzung ihrer im Laufe der Geschichte jeweils unterschiedlichen Wirkungsbereiche führte und inwiefern die Wahl einer solchen Schutzgottheit Herkunft und Selbstverständnis einer Gemeinschaft widerspiegelt. „Japans blinde Sänger“ ist ein interessanter und origineller Beitrag zur Kultur-, Sozial- und Religionsgeschichte Japans.