"Damit bin ich noch längst nicht fertig"

Damit bin ich noch längst nicht fertig ist wohl die bemerkenswerteste Autobiographie der letzten Jahre. Das Leben von Ignatz Bubis, erzählt in vielen kleinen Geschichten, eine Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich und dem Leben im Deutschland der Nachkriegszeit. Vom Kriegsbeginn, dem Leben im Ghetto, den Deportationen bis zum steilen Aufstieg des Ignatz Bubis zu einem der angesehensten Männer unserer Gesellschaft. Das Besondere dieses Buches ist seine Aktualität. Zum ersten ist da die wunderbare Wiederentdeckung; vor weniger als zwei Jahren entdeckte Ignatz Bubis einen verschollen geglaubten Zweig seiner Familie in Brasilien: Vier Generationen seiner Verwandten, die Nachkommen seines Bruders Jakob, von denen er bis vor kurzem nichts gewußt hatte, leben und arbeiten in SÒo Paulo. Eine solche Begegnung verändert natürlich die Einstellung, mit der man das Leben betrachtet. Zum zweiten ist das Buch geprägt von Bubis' Engagement für die kollektive Erinnerung und damit ein leidenschaftliches Plädoyer für das Miteinander von Deutschen und Juden. Zum dritten setzt sich Bubis in diesem Buch mit dem Krieg in Bosnien auseinander und damit mit neuen Zweifeln am Modell eines demokratischen Europa. Mit all diesen aktuellen Aspekten geht die Biographie über eine gewöhnliche retrospektive Lebensbetrachtung weit hinaus. Damit bin ich noch längst nicht fertig von Ignatz Bubis und Peter Sichrovsky ist eine Pflichtlektüre für alle, die Geschichte als Ursprung für Veränderungen in unserer Zeit betrachten und für die Vergangenheit immer der Schlüssel für die Zukunft ist. Pünktlich zur Feier seines 70jährigen Geburtstages liefert Bubis eine wertvolle Biographie, die sich auszeichnet durch großen emotionalen Reichtum, durch Intimität und viele Details. In acht Kapiteln, von der Kindheit in Breslau bis zu seiner heutigen politischen Verantwortung, erzählt dieses Buch vom Leben eines Mannes, das wie kaum ein anderes die dramatische Veränderung einer Nation vom Unrechtssystem zum demokratischen Staat widerspiegelt. Autor: Ignatz Bubis ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Deutschland, Initiator und Repräsentant des Kulturaustausches und seit 1992 Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland. Seit neuestem ist er auch Träger des Theodor-Heuss-Preises. Ignatz Bubis wohnt in Frankfurt am Main und feiert Anfang `97 seinen 70. Geburtstag.