Das Baltikum im Patt der Mächte
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1921 wurden die neu entstandenen baltischen Staaten in den Völkerbund aufgenommen. Damit fand eine Entwicklung ihr Ende, die von allen Beteiligten so nicht gewollt war: Das Deutsche Reich hatte eine Politik verfolgt, Litauen und Kurland, dann auch Livland und Estland von Rußland abzutrennen, als selbständige Staaten zu „frisieren“ und an Deutschland oder Preußen anzugliedern. Diesen Ambitionen setzte die militärische Niederlage des Reichs ein Ende. Die bürgerlichen baltischen Politiker hofften in dieser Situation, die seit der Oktoberrevolution angestrebte staatliche Unabhängigkeit erreichen zu können. Aber weder die Sowjetregierung noch die „weißen“ russischen Politiker und die sie stützenden Alliierten waren bereit, selbständige baltische Staaten zuzulassen, das Baltikum sollte vielmehr in einem territorial unversehrten Rußland verbleiben. Allerdings gelang es der Roten Armee nicht, das Baltikum zurückzuerobern, und auch die „Weißen“ erreichten nicht ihr Ziel, die Räteregierung zu stürzen und das russische Reich in seinen Vorkriegsgrenzen wiederherzustellen. Keine der am Baltikum interessierten Staaten und politischen Gruppen konnte sich gegen die anderen dauerhaft durchsetzen, es blieb in diesem Patt der Mächte schließlich nur noch eine Option: die Selbständigkeit Estlands, Lettlands und Litauens.