Zur deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933
Autoren
Mehr zum Buch
Mit der Vertreibung von Wissenschaftlern aus Deutschland und Österreich durch die Nationalsozialisten wurden auch in den Wirtschaftswissenschaften vielfach erfolgversprechende Entwicklungen abgebrochen. In den einzelnen Beiträgen dieses Bandes wird die Frage nach den Verlusten für die deutsche Wirtschaftswissenschaft am Beispiel einzelner Fachgebiete und Universitäten ebenso diskutiert wie die Frage, ob und inwieweit 1933 (bzw. 1938) tatsächlich eine Zäsur darstellt. Andererseits haben die vertriebenen Ökonomen vielfach nicht nur die Entwicklung ihrer Teilgebiete in den Aufnahmeländern (wie USA, Großbritannien, Israel, Türkei) befruchtet, sondern auch den internationalen Forschungsstandard maßgeblich mitgeprägt. Fragen der Akkulturation, Innovation und Integration in den ausländischen Wissenschaftsbetrieb stehen im Blickpunkt. Was bedeuteten die Erfahrungen der Emigration für die Ökonomen? Fanden emigrationsbedingte Wechsel der Forschungsschwerpunkte statt? Kam es zur Entwicklung neuer Ansätze und Methoden in der Emigration? Inwiefern haben Emigranten durch das Verschmelzen verschiedener Wissenschaftstraditionen die internationale Entwicklung ihres Fachgebietes (z. B. in der Finanzwissenschaft, Konjunkturtheorie, mathematischen Wirtschaftstheorie und der Entwicklungsökonomik) befruchtet? Inhalt: Harald Hagemann: Einführung - Claus-Dieter Krohn: Entlassung und Emigration deutschsprachiger Wirtschaftswissenschaftler nach 1933 - Richard A. Musgrave: Crossing Traditions. On the Interaction between Various Tradition in the Approach to Public Finance - Jürgen Backhaus: On the migration of skills and ideas in public finance - Wolfgang F. Stolper: Facts without Planning - Hans W. Singer: The Influence of Schumpeter and Keynes on the Development of a Development Economist - Heinz W. Arndt: Economist Down Under - Paul Streeten: An Autobiographical Sketch - Eberhard K. Seifert: „Opening Doors“: Wem und Wohin? Zu Schumpeters Einfluß auf die Ökonomik, insbesondere in den USA - Christof Rühl: Der Beitrag deutschsprachiger Ökonomien zur konjunkturtheoretischen Debatte der Zwischenkriegszeit - Harald Hagemann: Zur Rolle der „Kieler Schule“ 1926-1933 und ihrer Wirkung im Exil - Henry W. Spiegel: Refugee Economicsts and the Mathematization of Economics - Hans Ulrich Eßlinger: Einflüsse der Emigrationserfahrung auf Emil Lederers wirtschaftstheoretische und soziologische Arbeiten - Gary Mongiovi: Emigré Economists at the New School, 1933-1945 - Jürgen Kuczynski: Wirkung im englischen Exil - Matthes Buhbe: Die Emigration deutschsprachiger Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler in die Türkei - Fanny Ginor: Krise des Übergangs in einen anderen Kulturkreis - Marco Haan, Henk W. Plasmeijer: On the Decline of an Intellectual Empire - The paradigm shift in the Netherlands - Karl Milford, Peter Rosner: Die Abkoppelung der Ökonomie an der Universität Wien nach 1920 - Klaus-Rainer Brintzinger: Berufungspraxis vor und nach 1933 an den Universitäten Freiburg, Heidelberg und Tübingen - Hans G. Nutzinger: Alfred Weber als Vertreter der „inneren Emigration“ - Gerhard Michael Ambrosi: David Mitranys Funktionalismus als analytische Grundlage wirtschaftlicher und politischer Neuordnungen in Europa.