Von der Not des Helfens
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Es geht darum, den Anspruch der Krankheit zu verstehen, nicht nur im psychosomatisch-therapeutischen Sinn, der die seelischen Ursachen somatischen Leidens aufdecken möchte, sondern im wesensmäßigen Sinn, in der Bedeutung der Krankheit nicht als ontisches sondern als ontologisches Phänomen. Denn wenn uns etwas das abgründige Geheimnis des Lebens gewahr werden lässt, das keiner Worte bedarf – und doch im Wort wohnt – dann das Ereignis der Krankheit. Das bedeutet keine Verherrlichung der Krankheit, im Gegenteil, sie wird ins Joch der ertragenen Not gebeugt; nicht um eine Bagatellisierung der Krankheit geht es und ihrer Leiden, nicht um eine tumbe, mechanische Behandlung der Krankheit, sondern es geht darum, um unserer Lebendigkeit willen, um der Unversehrtheit dieser tragischen und zerrissenen Lebendigkeit willen, die Krankheit heimzuholen aus der Ausgrenzung, der Stigmatisierung, der Verdrängung, der Mechanisierung, und sie hineinzubetten in den Bereich des erlebten, und im Erleben durchlichteten, Lebendigen.