Soziologie der Intrige
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Intrigen sind schwer zu fassen. Zwar hat fast jeder eine gewisse Vorstellung davon, was Intrigen sind, und weiß, daß sie etwas mit kalkuliertem Lug und Trug oder absichtlicher Schädigung von Konkurrenten zu tun haben. Brauchbare Informationen über Intrigen fließen indes nur spärlich, weil kaum einer, der intrigiert, uns freiwillig über seine Taktiken und Strategien aufklären dürfte. Erhalten wir aber Kenntnis über intrigante Machenschaften, so meist durch solche Menschen, die andere gern für ihr persönliches Mißgeschick verantwortlich machen. Das hat die eigentümliche Konsequenz, daß sich das, was wir für eine Intrige halten könnten, bei näherem Zusehen oft als paranoide Konstruktion herausstellt und wir dort, wo vielleicht wirklich etwas Wissenswertes zu erfahren wäre, nur auf Schweigen stoßen. Der Autor unternimmt es, die Intrige begrifflich einzufangen und ihr auch empirisch auf die Schliche zu kommen. Im Anschluß an Georg Simmels Formenlehre und Max Webers Herrschaftssoziologie konstruiert er Intrigen und Intrigenkontexte idealtypisch. Die herausgearbeiteten Typenkriterien dienen der minutiösen Analyse dreier historischer Beispiele, die der Periode der nationalsozialistischen Machtergreifung 1932/33, der nationalsozialistischen Machtkonsolidierung 1934 und der nationalsozialistischen Machtexpansion 1938 entnommen sind: die Intrigen gegen Kanzler Schleicher, SA-Stabschef Röhm und die Generäle Blomberg und Fritsch. Abschließend bilanziert der Autor die Ergebnisse der idealtypischen und empirischen Analysen zur Intrige und verwertet diese überzeugend zur gedanklichen Konstruktion der Ablaufgesetzlichkeiten von Intrigen, der Intrigensequenz.