Der Haß, die Angst und die Demokratie
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Rassismus, Vorurteile, Fremdenfeindlichkeit, Gewalt - der französische Soziologe und Psychologe Charles Rojzman reflektiert in diesem Buch die Erfahrungen seiner langjährigen Arbeit in diesem Bereich: In Städten und Vorstädten mit hohem Ausländeranteil hält er sozialtherapeutische Seminare ab für Mitarbeiter in Verwaltungen, Unternehmen, Krankenhäusern und anderen sozialen Einrichtungen - Mitarbeiter, die als Täter wie als Opfer in rassistisches Denken und Handeln verstrickt sind. Die Methode der rationalen Aufklärung ist nach seiner Erfahrung unzureichend, da sie die emotionalen Grundlagen des Rassismus nicht berührt. Vielmehr kommt er zu Erkenntnissen, die auf den kulturkritischen Ansätzen der Psychoanalyse beruhen: „Der Rechtsextremismus ist nur eine extreme Erscheinungsform von dem, was in uns allen steckt - der Angst vor einer wirklichen Demokratie.“ Damit legt er den Finger auf eine Wunde und regt den Leser, die Leserin zur Selbstreflexion an - ohne in Larmoyanz oder Besserwisserei zu verfallen. Konkret setzt er in seiner Sozialtherapie auf die Gewinnung von Selbsterkenntnis und Selbstvertrauen bei den Teilnehmern. Er hilft ihnen, Lösungen für die Probleme ihres beruflichen Alltags zu erarbeiten. Seine Erfahrung, die er mit einigen Beispielen illustriert: diese Methode verhilft den Teilnehmern zu einer toleranteren Einstellung - der Rassismus verliert an Virulenz: „Demokratie kann gelernt werden; die Angst vor dem anderen kann überwunden werden.“ Ein Buch für Menschen, die Erfahrungen anderer schätzen und davon lernen wollen - kein Psychoreißer und keine Gebrauchsanweisung für Wochenendtherapeuten. Der Autor selber nennt es ein Essay - damit benennt er die fast schon literarische Form zutreffend, untertreibt aber, was den Informationsgehalt und die Vielfalt der Anregungen betrifft. Charles Rojzman, Jg. 1942, war Literaturwissenschaftler, bevor er ein interdisziplinäres Studium in Soziologie, Pädagogik, Anthropologie und Psychotherapie aufnahm. Hieraus entwickelte er seine spezielle, neuartige Form der Sozialtherapie. Er ist Mitbegründer und Leiter des Instituts „TTS - Transformations Thérapies Sociales“ in Paris.