Die Revolutionen von 1848/49
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Waren die Ereignisse von 1848/49 ein zusammenhängender Komplex, kann man von »der Revolution von 1848/49« sprechen? Wenn Handlungsformen und Wahrnehmungen der Beteiligten betrachtet werden, löst sich die Revolution in eine Vielzahl von Ereignissen, Wahrnehmungsformen, Verarbeitungsweisen, in »die Revolutionen von 1848/49« auf. Diese Sichtweise ist auch eine Folge des erfahrungsgeschichtlichen Wandels in der Geschichtswissenschaft. Die Ereignisse 1848/49 waren noch stark von traditionalen Elementen geprägt, können aber zugleich als Beginn moderner Entwicklungen gelten: Die Revolutionen ermöglichten neuartige Erfahrungen, die ihrerseits die politischen Optionen und Handlungsmöglichkeiten, die soziale Geographie und kollektive Mentalität veränderten. Beispielsweise schufen die Ausweitung der Presse und die seit der Einführung der Eisenbahn erweiterten Reisemöglichkeiten einen größeren Erfahrungsraum, der die Idee des einheitlichen Vaterlandes greifbar werden ließ. Gerade mit Blick auf langfristige Entwicklungen ist also der Erfolg der Revolution positiver als bisher zu bewerten. Die Beiträge des Bandes ordnen sich in dieses Koordinatensystem ein. Sie untersuchen die Erfahrungen, Sprachformen und Handlungsweisen der Beteiligten, die Aktivität und Passivität im politischen Handeln sowie regionale Konflikte. Ebenso werden Verarbeitungsformen und Deutungen der revolutionären Ereignisse betrachtet; dabei geht es um das Erinnern, aber auch – wie in der Schweiz – um das Vergessen. Die Autoren bieten quellennahe und anschauliche Einblicke in die Revolutionen von 1848/49, die insgesamt zu einem Bild von großer Tiefenschärfe gerinnen.