Grenzregionen im Zeitalter der Nationalismen
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Vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges stellten Elsaß-Lothringen und Trient und Triest im Verlauf der Jahre 1870-1914 ständige, wenn auch nur latent schwelende Konfliktfelder der europäischen Politik dar. In Momenten innerer oder internationaler Krise spitzten sich diese Konflikte jedoch immer wieder zu und führten bisweilen zu heftigen Spannungen in den deutsch-französischen bzw. den österreichisch-italienischen Beziehungen. Auch verbreitete sich eine wachsende Abneigung dagegen, die eigene Heimat und somit das eigene Schicksal zu einem Spielball der jeweilig angrenzenden Großmächte werden zu lassen. Der Versuch, eine gemeinsame Identität zu finden, in die die verschiedenen kulturellen Traditionen einfließen sollten, mündete zudem in übernationale und internationalistische Ideen ein, die einen Grundstein bildeten für spätere Initiativen der Verständigung in Europa. Die Ähnlichkeiten und Analogien in den historischen Entwicklungen der in diesem Band behandelten Grenzgebiete dürfen natürlich nicht über die tiefen historisch-strukturellen Unterschiede hinwegtäuschen. Der jahrhundertelangen Zugehörigkeit des Trentino und Triests zur Habsburgermonarchie steht die komplexe und keineswegs einheitliche Geschichte Lothringens und des Elsaß gegenüber, die nach dem französisch-deutschen Kriege von 1870-71 an das Deutsche Reich angeschlossen wurden.