Neustadt 1860 - 1945
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Als von 1919 bis 1935 der Bremer Freimarkt in der Neustadt abgehalten wurde, war dies für viele Bremer Anlaß, zumindest einmal im Jahr in Scharen die Brücken zum Stadtteil links der Weser zu überqueren. Tief saßen die Vorurteile - vor allem in den besser gestellten Kreisen - gegenüber dem ältesten und bevölkerungsreichsten neuen Stadtteil Bremens. Die Neustadt galt als Quartier der kleinen Leute und der großen Industrie. Schon zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1623 wurde mit dem Bau einer erweiterten Verteidigungsanlage am linken Weserufer zum Schutz der Altstadt begonnen, doch fehlten der modernen Planstadt im Süden lange Zeit die Siedler für das unwirtliche Gelände. Erst mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert war der entscheidende Impuls zur Entwicklung gegeben. Der Nahrungs- und Genußmittelindustrie der Bremer Kaufleute, die am Neustadtsdeich ihre Überseeprodukte - Tabak, Kaffee und Bier - herstellten oder veredelten, folgten die Arbeiter. Bald entstanden zwischen Packhäusern und Fabriken zahlreiche Wohnstraßen mit typischen Bremer Häusern. Wenig ist im Bereich der alten Neustadt erhalten geblieben, denn das Gebiet wurde bei einem schweren Luftangriff am 6. Oktober 1944 zu großen Teilen zerstört. Das Neustädter Stadtteilarchiv hat aus vorwiegend unveröffentlichten Aufnahmen diesen photographischen Streifzug von der Gründerzeit bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges zusammengetragen. In einzigartiger Weise dokumentieren die Photos Wohnen, Arbeiten und Alltag in der Neustadt und nicht zuletzt das Selbstbewußtsein der Bewohner der Stadt zwischen Flughafen und Hohentorshafen.