Unreliable Narration
Autoren
Mehr zum Buch
Obgleich der Begriff unreliable narrator zu den wichtigsten Kategorien der Erzähltextanalyse gehört, mangelt es bislang sowohl an einer befriedigenden Theorie oder zumindest Definition von unreliable narration als auch an einem Überblick über die Formen, Funktionen und Veränderungen unglaubwürdigen Erzählens. Außerdem werfen die Definition und Analyse erzählerischer Verläßlichkeit bzw. Unglaubwürdigkeit eine Vielzahl von ungelösten Fragen auf. Daher besteht ein eklatantes Mißverhältnis zwischen der großen Bedeutung, die dem Phänomen unreliable narration allgemein zugeschrieben wird, und den theoretischen und interpretatorischen Problemen, die mit dieser Kategorie verbunden sind. Der vorliegende Band versucht, einige dieser Lücken zu schließen. Der Untertitel verweist auf die doppelte Zielsetzung, die dieses Buch verfolgt. Im ersten Teil werden auf der Grundlage des heutigen Standes der Erzähl-, Kommunikations- und Kognitionstheorie zentrale Probleme erzählerischer unreliability erörtert, in Grundzügen eine kognitiv-narratologische Theorie unzuverlässigen Erzählens entwickelt sowie ein systematisches Raster von textuellen Signalen und kontextuellen Parametern für unreliable narration vorgestellt. Im zweiten Teil werden verschiedene Formen und Funktionen von unreliable narration anhand der Analyse eines breiten Spektrums von englischsprachigen Romanen untersucht. Die exemplarisch angelegten Romananalysen dienen nicht bloß dazu, den interpretatorischen Erkenntniswert der Modellbildung in der Praxis zu erproben, sondern sie stellen auch verschiedene historische, kulturelle, formale und funktionale Spielarten des Phänomens vor. Eine Bibliographie zum Thema unreliable narration bietet in der Sektion zu Primärliteratur einen selektiven Überblick über wichtige Werke mit einem unreliable narrator. Die Sektion zur Sekundärliteratur gibt als Forschungsbibliographie zum Thema unreliable narration den interessierten Leserinnen und Lesern Anhaltspunkte für die selbständige Erschließung dieser für alle Philologien gleichermaßen relevanten Problematik.