Der poetische Aphorismus bei Edmond Jabès, Henri Michaux und René Char
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Die aphoristische Gattung in der zeitgenössischen französischen Lyrik ist lebendig und innovativ. Am Beispiel dreier herausragender Dichter werden in Mikroanalysen Spezifika des poetischen Aphorismus erarbeitet. Jabès’ Aphorismen und Rabbinersprüche spiegeln, etwa in den Textfiguren der 'Frage' und des 'Augenblicks', die Strukturen seines Hauptwerks; Michaux’ Poetik des 'poème-action' läßt sich auf seine Aphorismen übertragen; in Chars Texten brechen asymmetrische Oppositionen starre Polaritäten auf. Der poetische Aphorismus erweist sich im 20. Jahrhundert als Möglichkeit, gültige Aussagen zu treffen, die sich in ihrer dynamischen Sinnkonstitution selbst wieder in Frage zu stellen vermögen und so stets des Zweifels eingedenk bleiben. An der Schnittstelle von aphoristisch-gnomischen Traditionen und moderner Lyrik situiert, läßt er damit die Definitionsmodelle einer Aphoristik-Forschung revidierungsbedürftig erscheinen, die sich zu stark am germanistischen Vorbild orientiert.