Dominoeffekte im Bankensystem - Theorien und Evidenz
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Bankaufsichtliche Ziele sind besonders gefährdet, wenn Dominoeffekte im Bankensystem auftreten, wobei die Existenz von Dominoeffekten grundsätzlich noch umstritten ist. Die theoretische Basis zur Analyse dieser Effekte bilden die Ansätze von Stützel, Diamond/Dybvig und Paroush. Die Studie zeigt, daß die von diesen Ansätzen bereitgestellten Ursachen-Wirkungs- Beziehungen keinen erschöpfenden Aufschluß über die relevanten Zusammenhänge bei Dominoeffekten liefern. Der Verfasser stellt ein eigenes Konzept zur Erklärung des Geflechts an Ursachen und Wirkungen vor. Zudem weist er die Existenz von Dominoeffekten in der National-Banking-Ära der USA (1863–1913) nach und legt die dominoeffektrelevanten Gefahren der Krise des Bankhauses Barings 1995 offen. Die hier ausgewählten Bankenkrisen erfüllen somit ganz gezielt zwei spezielle Funktionen gleichzeitig: Zum einen dienen sie dem grundsätzlichen Existenznachweis für Dominoeffekte im Bankensystem; zum anderen stellen sie Beispiele dar, mit deren Hilfe die herausgearbeiteten Defizite in den Ursachen-Wirkungs-Beziehungen der oben genannten theoretischen Ansätze besonders deutlich werden. Darüber hinaus zeichnet sich die National-Banking-Ära dadurch aus, daß die Untersuchung weder durch eine Einlagenversicherung noch durch eine Zentralbank beeinflußt werden kann, da es in den USA beide Einrichtungen damals noch nicht gab. Als markantes Merkmal der Barings-Krise 1995 fällt die existentiell-explosive Mischung eines spekulativen Einsatzes von Finanzderivaten unter gleichzeitiger Abwesenheit interner und externer Kontrollen ins Auge, was zu einem der spektakulärsten Bankenzusammenbrüche der letzten Jahre führte. Die Studie richtet sich an alle Interessierten der Bankbetriebslehre, der Bankenpraxis sowie an die direkt Beteiligten der Bankenaufsicht.