Die Teilung der Leitung
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Aus welchen Gründen und unter welchen Bedingungen konnte »Industrie« entstehen? Sie ist keine Erfindung des 18. oder 19. Jahrhunderts, ihre Ursprünge liegen wesentlich weiter zurück. Werner Berg geht der Frage nach, inwieweit die vorindustrielle Institution des landwirtschaftlichen Gutsbetriebes die Verhältnisse und Strukturen des industriellen Zeitalters prägte. Diese Untersuchung verändert das Bild von den Ursprüngen der Industrialisierung. Schon lange vor der Industrialisierung läßt sich bei den Grundbesitzern ein bemerkenswerter Wandel der Wirtschaftsgesinnung feststellen, weg von einer an Bedarfsdeckung orientierten Wirtschaftsweise hin zu einer Markt- und Gewinnorientierung. So engagierten sich viele Grundbesitzer im Bergbau, in einem Bereich also, in dem der organisatorische, technische und finanztechnische Modernisierungsdruck besonders groß war. Auch die Leitung der landwirtschaftlichen Gutsbetriebe veränderte sich: Betriebliche Strukturen und Abläufe wurden nicht mehr als unveränderliche Größe gesehen, sondern bewußt untersucht und im Sinne der Unternehmensziele verbessert. Die Leitung eines Betriebes wurde zur aktiven, kreativen Aufgabe, die zunehmend komplexer wurde und bald eine Ausdifferenzierung verschiedener Leitungsfunktionen erforderte. Die Grundbesitzer leisteten also Pionierdienste in Bereichen, die in der Industrialisierung eine wichtige Rolle spielen sollten. Inwieweit sich zukunftsweisende Entwicklungen in den Gutsbetrieben durchsetzen konnten, hing vor allem davon ab, wie aktiv oder zurückhaltend der Staat im Wirtschaftsleben war. Dies zeigt der europäische Vergleich deutlich. Insofern beleuchtet dieser Band historisch die Rolle des Staates in der Wirtschaft.