Gesualdo Bufalino
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1981 gewann der damals sechzigjährige Bufalino mit seinem Erstlingsroman »Diceria dell'untore« den begehrten Premio Campiello. Bis zu seinem Tod 1996 veröffentlichte er Romane, Kurzgeschichten, Theaterstücke, Gedichte, Aphorismen, Essays, Anthologien und zahlreiche Schriften über seine Heimat Sizilien. Dieses umfangreiche und heterogene Werk ist ein Indiz dafür, daß sein Leben in kaum vorstellbarem Maß geprägt und durchdrungen war von Literatur. Lesend und vor allem schreibend konstruierte der introvertierte, meistens in der Welt seiner Bibliothek lebende Bufalino sich eine Identität, die geprägt war von zwei Extremen: seine Verwurzelung in Sizilien und dem Bewußtsein, sich über die gesamte Literatur der Neuzeit eine europäische, ja kosmopolitische Dimension erworben zu haben. Seinen Teil dazu beizutragen, möglichst viele erinnerungswürdige Relikte der Kultur seiner Heimatinsel zu retten, in einer Zeit, in der die „Homologisierungstendenzen“ der modernen Massenkultur regionale Besonderheiten einzuebnen drohen, war Bufalinos Anliegen in seinen Werken über Sizilien. Die Bandbreite der literarischen Gattungen, derer er sich bediente, weist auf die zweite Komponente seiner Persönlichkeit hin. Als Schriftsteller wußte sich Bufalino in der Tradition der gesamten europäischen Literatur stehend, und er variierte ihre wichtigsten Themen, die auch die seinen waren, virtuos in immer neuen Gattungen. In seinem Erzählwerk interessierte Bufalino vordringlich die Glaubwürdigkeit von Erzählverfahren, wobei die zahlreichen Verweise auf sich selbst darauf hindeuten, daß Bufalino davon träumte, ein ständig perfektionierbares opus infinitum zu schreiben, das erst mit seinem Tod einen Abschluß finden sollte.