Anders-Rede
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Die Studie untersucht die wechselhafte Karriere der Allegorie (wörtlich übersetzt: Anders-Rede). Von der Antike bis ins 18. Jahrhundert als literarische Ausdrucksform etabliert, gerät sie im Zuge der Genieästhetik als mechanisch-kaltes (De-)Chiffrierverfahren in Mißkredit, um im 20. Jahrhundert im Anschluß an Walter Benjamin und Paul de Man als master trope (post-)moderner Vervielfältigung von Sinn wieder zu unerwartetem Ruhm zu gelangen. In der detaillierten Analyse dreier Hauptexponenten allegorischer Schreibweise in der deutschsprachigen Literatur – Grimmelshausens Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch, Novalis’ Fichte Studien und Heinrich von Ofterdingen; Walter Benjamins Berliner Kindheit um neunzehnhundert – wird deutlich, daß das Pendeln der Allegorietheorie zwischen den Extremen das Resultat einer janusköpfigen Zeichenpraxis ist: des Wunsches nach einer Manifestation von Sinn und der gleichzeitigen Lust an dessen Zerstreuung. Ein abschließendes Kapitel skizziert die Implikationen dieser Denkfigur für zeitgenössische Positionen der Ethik, Epistemologie und Medientheorie.