Der Ethnologe und sein Objekt
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Der Genfer Protestant und spätere Pastor Jean de Léry beteiligte sich 1557 an einer Expedition durch noch unbekannte Teile Brasiliens. Die kleine Gruppe wollte erkunden, ob es möglich und sinvoll wäre, ein Asyl für bedrängte europäische Hugenotten einzurichten. Das Vorhaben schlug fehl. Zwanzig Jahre später veröffentlichte Léry einen Bericht, in dem er seine ethnographischen Beobachtungen und die Rückschlüsse festhielt, die sich aus seiner Sicht ergaben. Seine Schrift erwies sich Jahrzehnte hindurch als ein publizistischer Erfolg. Diesen verdankte sie hauptsächlich der Neugier der Zeitgenossen und der einsetzenden Exotismuswelle. Auf Lérys Bericht ist neuerdings die Ethnologie aufmerksam geworden. Ins Gewicht dafür fällt nicht, daß er den Europäern vorhält, sie seien mit ihren Sitten und Gebräuchen keineswegs besser als die unzivilisierten Brasilianer, die „edlen Wilden“. Vielmehr gilt Léry heute als der Vorläufer der reflexiven Ethnologie. Ohne methodologische Hinweise zu geben, hat er beispielhaft gezeigt, daß der Ethnologe im Vorfeld der Wahrnehmung seines Gegenstandes sich über die sonst meist unbewußten kulturellen Voraussetzungen seines eigenen Hintergrundes Rechenschaft geben muß. Aus dem Inhalt: Authentizität der Histoire - Lérys Vergleiche - Die mours der Sauvages - Die Religion der Sauvages *Die Hinführung auf das Problem (Préface). Gotteserkenntnis - negative Befunde. Semence de religion - positive Befunde.