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Hohe Minne

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Der Minnesang ist in der Forschung bislang häufig der modernen Lyrik gleichgestellt und entsprechend gedeutet worden. Zumindest aber die Minnekanzone – das Rückgrat des Minnesangs – ist auf konkrete Anlässe bezogen, ist Gelegenheitsdichtung, wie moderne Lyrik es nie war. Sie wird für eine bestimmte Vortragssituation verfasst, bei der ein Sänger von seiner vergeblichen Werbung um eine anonyme Dame berichtet. Im Lied bezeugt er die Werbung und vollzieht sie zugleich. Der Autor rekonstruiert den pragmatischen Kontext eines solchen Vortrags, zu dem in der Regel auch die Existenz der Minnedame gehört. Die Poetologie der Minnekanzone wird nicht als Variationskunst und Rollendichtung beschrieben, sondern als Zurschaustellung von Gefühlen im größeren Rahmen höfischer Repräsentation. Adlige Gelegenheitsdichter versuchen, sich in der Pose der Unterwerfung unter ihre Damen zu übertreffen. Mit einer repräsentativen Haltung, die sie für den Vortrag mit einem charakteristischen Vokabular ausstatten, zeigen sie, dass sie hohe Minne auch jenseits des Lieds leben.

Buchvariante

2000

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