"Lichtstrahl aus Scherben", Čechov
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Anton Čechov, einer der leisesten, unaufdringlichsten Schriftsteller aller Zeiten, erweist sich in dieser Neubetrachtung als folgenreicher und höchst aktueller Radikaler. Die Künste des Mißverstehens, die unerschöpflichen Negationen, die Verrückungen durch den Konjunktiv treibt er bis zu bizarren oder absurden Effekten; aus dem Zusammenbruch der Logik oder des Anstands aber, von liebgewordenen Erwartungen gar nicht zu reden, strahlt ein unerwartetes Licht der Einsicht, mitunter auch der schieren Intensität. Alle Projektionen des Wunsches und der Furcht, des Denkens überhaupt erlangen im Kontinuum dieses Werkes die gleiche Festigkeit und Dringlichkeit wie das, was sich in der Welt der Erscheinungen durchgesetzt hat, und beides unterliegt gleichermaßen der pausenlosen Befragung, der Ironisierung und Enttäuschung. Die Welt erscheint in Čechovs teilnahmsvoll analytischer Sicht schon annähernd so unübersichtlich und gelähmt, so post-revolutionär, postreformierbar, jedoch nicht so post-human wie heute. Gerhard Bauer vertritt die Auffassung, daß Čechov noch größeres Gewicht als auf die diversen genau nuancierten Geschöpfe seiner Phantasie auf die Tätigkeit der Phantasie selbst gelegt habe: auf ihre Erregbarkeit, ihre Willkür und Unwillkürlichkeit, ihre Flüchtigkeit wie ihre Obsessionen.