Zwischen Demokratie und Militarismus
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Die Taishō-Zeit (1912-1926) ist eine nur wenig beachtete Periode in der modernen japanischen Geschichte. Eine Interpretation dieser Epoche als bloßes „Tal zwischen Meiji und Shōwa“ erscheint allerdings problematisch, wenn man sich auf die einschneidenden Konsolidierung der für Japans Wirtschaft als so typisch angesehenen Industriekonglomerate (zaibatsu) fällt; in der Politik etabliert sich das System der zwei großen konservativen Parteien Seiyukai und Minseitō, welches Japans politisches System bis in die 1930er Jahre hinein charakterisieren sollte. Die einschneidendste Veränderung jedoch, die Japan in der Taishō-Zeit - wenn auch weitgehend unbemerkt sowohl von Zeitgenossen wie auch von der späteren historischen Forschung - erfuhr, war die Etabierung der kaiserlichen Armee als autonomer Faktor auf der politischen Bühne. Die vorliegende Studie zeigt, daß erst durch diese Etablierung sowie die Schaffung von Präzedenzfällen für politisches Engagement der Armee in Innen- und Außenpolitik der Weg Japans in das Primat des Militärs der 1930er Jahre ermöglicht wurde. Anhand von teilweise bisher wenig beachteten Primärquellen aus den Nachlässen von Politikern, Militärs und Bürokraten, Akten aus den Archiven des japanischen Außenministeriums und des früheren Armeeministeriums sowie unter Berücksichtigung der bereits vorliegenden Forschung zeichnet der Autor ein Bild von einer auf dem Feld der Politik aktiv und geschickt vorgehenden kaiserlichen Armee, die auch während der Phase der sogenannten „Taishō-Demokratie“ alles andere als in die Defensive gedrängt war und immer wieder demonstrierte, daß sie jederzeit fähig und auch bereit war, in den Prozeß der politischen Entscheidungsfindung einzugreifen.