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Im März 1683 trat Engelbert Kaempfer als Sekretär einer schwedischen Gesandtschaft von Stockholm aus eine Reise an, von der er nur wußte, daß sie ihn durch Rußland nach Persien führen würde. Er begann ein Tagebuch zu schreiben, das zunächst für den persönlichen Gebrauch bestimmt war. Kaempfer fertigte Aufzeichnungen über die bereisten schwedischen Ostseeprovinzen und das Russische Reich an. Seine Schilderung der Audienz bei den gemeinsam regierenden Zaren Peter (der als Peter der Große später Reformen in Rußlands einleiten sollte) und Ivan in Moskau gehört zu den Schlüsselszenen des Reisetagebuches. Als Kaempfer seine Fahrt von der Hauptstadt des Zarenreiches bis zur Mündung der Volga in das Kaspische Meer bei Astrachan’ fortsetzte und dabei seine Eindrücke mit denen in dem Werk des Adam Olearius (1656) verglich, wurde er immer mehr in seiner Absicht bestärkt, selbst ein wissenschaftliches Werk über die noch unzureichend erforschten südrussischen Gebiete zu verfassen. Dazu fertigte er Skizzen an, darunter mehrere Veduten russischer Städte, die als Grundlage für Illustrationen dienen sollten. Der Abschluß dieses gelehrten Werkes war Engelbert Kaempfer freilich nicht vergönnt. Das Manuskript seines Reisetagebuches gelangte in die Sammlung des Sir Hans Sloane und schließlich in die British Library London (Sloane 2923). Nachdem Friedrich Adelung (1827) Auszüge und Karl Meier-Lemgo (1968) eine populäre Ausgabe seiner Aufzeichnungen vorgelegt hatten, erfolgt nunmehr die erste wissenschaftlich-kritische Edition, bei der auf eine genaue Wiedergabe des in deutscher und lateinischer Sprache abgefaßten Textes und der Illustrationen sowie auf eine umfassende Kommentierung geachtet wurde. Das Reisetagebuch des Engelbert Kaempfer mit seinen zahlreichen Schilderungen des Lebens verschiedener Bevölkerungsschichten ist ein fester Bestandteil der ausländischen Literatur über Rußland, das sich an der „Schwelle zur Neuzeit" befand.