Im Zeithof
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Die Celanschen Gedichte erbitten den Umweg über die Lektüre anderer Texte, Artikel, literarischer Quellen, man könnte auch sagen: Sie setzen die Institution Bibliothek voraus, Gänge, die gemacht werden müssen – gegen die Versuchung, seine eigene Unwissenheit zu beschwichtigen, sich zuzumachen gegenüber dem Anspruch jedes einzelnen dieser unscheinbaren Gedichte. Es kann zwar sein, daß man, weit weg von all dem, in den Dünen, umgeben vom Strandhafer, diese Texte für sich zu verstehen glaubt; aber was ist das dann für ein Verstehen? Und vor allem: Was passiert, wenn es sich zu begreifen und dieses Begreifen auszusprechen sucht? Die Sprache des Begriffs, von der klassischen Hermeneutik ohnedies stiefmütterlich behandelt, nötigt zu einsichtiger Plausibilität und -diskursiver Rationalität, bei der es dann schon einen Unterschied macht, ob ich die Semantik eines Wortes kenne oder sie mir nur zurechtgelegt habe. Die Interpretation ist am allerwenigsten die Aussprache dessen, was mir so anläßlich der Lektüre eines Textes durch den Kopf ging. Und eben darum gibt es keinen ein-fachen interpretatorischen Zugang zu Celans Gedichten.