"Daz in swindelt in den Sinnen ..."
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Zwischen 1350 und dem Beginn des 15. Jahrhunderts entstehen mit Giovanni Boccaccios Decameron und Heinrich Wittenwilers Ring zwei Texte, die – auf den ersten Blick – unterschiedlicher kaum sein könnten. Allenfalls scheint sie zu verbinden, dass ihre literarhistorische Positionierung zwischen Mittelalter und Neuzeit bislang strittig ist. Zur selben Zeit entwickelt sich in der bildenden Kunst und im philosophischen Diskurs ein neuer, zunächst hochproblematischer Modus der Wahrnehmung und Aneignung von Welt, der als die ‘Entdeckung der Perspektive’ beschrieben wird und bis heute wirksam ist. Die Autorin untersucht in dieser Veröffentlichung die Frage, was nun die beiden scheinbar disparaten Texte miteinander und mit dem neuen Paradigma der perspektivischen Konzeptionalisierung von Welt verbindet? Die hier vorgestellte Antwort lautet: Eine Poetik der Perspektive, die alle didaktische Sinnstiftung verweigert und doch dem blanken Erkenntniszweifel etwas entgegenzusetzen hat, das vielleicht nur in der Literatur möglich ist – die Berufung auf die schöpferische ‘Selbstbehauptung’ des Subjekts gegenüber einer unberechenbar gewordenen Welt.