Erziehung zur Selbstorganisation
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Seit den 90er Jahren ist Gruppenarbeit wieder fester Bestandteil der Arbeitsorganisation von Betrieben. Dabei wird sowohl von Wissenschaftsseite als auch von Betriebspraktikern übereinstimmend festgestellt, dass moderne Gruppenarbeit einer neuen angemessenen Führungsform bedarf. Ungeklärt ist aber, inwieweit die Industriemeister die propagierten Führungskonzepte unter den konkreten betrieblichen Rahmenbedingungen und ihrer eigenen spezifischen beruflichen Sozialisation umsetzen (können), d. h., wie das Führungshandeln der Industriemeister tatsächlich aussieht. Diese Fragestellung aufnehmend werden in der Arbeit die zentralen Merkmale des Führungshandelns von Meistern bei moderner Gruppenarbeit offengelegt und zu einem „typischen“ Führungshandeln zusammengeführt. Die empirische Basis der Ausführungen bilden leitfadengestützte Intensivinterviews mit Meistern in mehreren Werken eines Unternehmens der Automobilzuliefererindustrie. Der anschaulich entwickelte und präsentierte Typus des „erziehenden Führungshandelns“ kann als das zentrale Ergebnis der Studie gelten. Dieses neue Führungshandeln beinhaltet Elemente klassischer berufspädagogischer Erziehungsvorstellungen, ohne aber auf wirkliche Selbstbestimmung der Mitarbeiter abzuzielen. Erklärt wird das umfassende Auftreten des „erziehenden Führungshandelns“ mit der Tatsache, dass viele der bisher praktizierten alternativen Formen der Kontrolle nur unzureichend für die Steuerung gruppenförmiger Arbeit geeignet sind. Zudem zieht der Autor aus den Befunden interessante Folgerungen für die vieldiskutierte Rolle der Meister und der Arbeitsautonomie von Mitarbeitern.