Die elektromechanische Verzögerung der menschlichen Skelettmuskulatur
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Bei allem was er tut, steht der Mensch „unter Strom“. So ist jede Bewegung, also jede muskuläre Tätigkeit, Folge elektrischer Impulse. Die elektromechanische Verzögerung (EMD) beschreibt hierbei die Zeitspanne zwischen dem Eintreffen eines elektrischen Impulses am Muskel und der zugehörigen Muskelkontraktion. Die Kenntnis dieser EMD ermöglicht schliesslich eine genaue Zuordnung zwischen dem Elektromyogramm und der muskulären Aktivität. Mit ihrer Hilfe lassen sich wichtige Fragen nach der muskulären Koordination auf einer Bandbreite von der Bewegungswissenschaft bis hin zur Sportmedizin und vom Leistungssport bis hin zur Rehabilitation beantworten. Nach einer umfassenden Aufarbeitung der Literatur zum Thema widmet sich das Werk im ersten Teil der Frage, welche Methode zur Bestimmung der EMD am besten geeignet ist. Das völlig überraschende Resultat stimmt in seiner allgemeinen Aussage für viele Bereiche wissenschaftlichen Arbeitens bedenklich. So wird eindrucksvoll mit der Vorstellung aufgeräumt, allein der Vergleich von Beträgen reiche aus, Ergebnisse verschiedener Autoren miteinander zu vergleichen und daraus qualitative Schlussfolgerungen zu ziehen. Vielmehr zeigt sich, dass die Ergebnisse zur EMD qualitativ nur dann vergleichbar sind, wenn dieselben Methoden zu ihrer quantitativen Bestimmung verwendet wurden. Hier zeigt sich eine mögliche Antwort auf die Frage, warum verschiedene Forschergruppen in Vergangenheit und Gegenwart trotz gleicher Beträge unterschiedliche Zusammenhänge feststellen. Im zweiten Teil des Werkes wird die Frage nach der Grösse der EMD beantwortet. Insgesamt zeigt sich die EMD als unabhängig vom untersuchten Muskel. Mit nur rund 20 ms ist die EMD zu Beginn einer Muskelaktivität erheblich kürzer als bisher mit Werten von 40-120 ms angenommen. Am Ende einer Muskelaktivität hingegen beträgt die EMD rund 100 ms. Durch den Zusammenhang zwischen Muskellänge und EMD kann die seit über 20 Jahren bestehende Definition der EMD eindrucksvoll widerlegt und neue Definitionen aufgezeigt werden. Vor dem Hintergrund dieser neuen Erkenntnisse werden abschliessend die Bedeutung und der Nutzen der EMD für bewegungs- und trainingswissenschaftliche Fragestellungen am Beispiel des Sprintlaufes neu aufgerollt.