Regionalkultur und Diktatur
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Der Zeitraum zwischen nationalsozialistischer Machtergreifung und Mauerbau war von tiefen politischen Brüchen gekennzeichnet. Diese Studie widmet sich in diktaturvergleichender Perspektive den Interdependenzen von Heimatbewegung und Heimat-Propaganda in Sachsen, dem bevölkerungsreichsten Land der DDR bis 1952 und mitgliederstärksten Gau der NSDAP. Indem der Begriff »Heimat« auf die jeweiligen ideologischen Leitvorstellungen von »NS-Volksgemeinschaft« bzw. »Sozialismus sowjetischer Prägung« projiziert wurde, erhofften sich die herrschenden Parteien, die Bevölkerung für die Ziele des Regimes zu mobilisieren und ihre Identifikation mit der neuen politischen Ordnung zu stärken. Da die Kulturfunktionäre von NSDAP und SED bei diesem Vorhaben auf die freiwillige Mitarbeit der regionalkulturellen Organisationen und ihrer Repräsentanten in Kreisen und Gemeinden angewiesen waren, beließen sie ihnen zeitweise beträchtliche Handlungsspielräume, die dem totalitären Anspruch beider Diktaturen zwar zutiefst widersprachen, letztlich aber die gesellschaftliche Transformation erleichterten, ohne indes die angestrebte vollständige Konformität zu verwirklichen.