Die Mythentravestie in der griechischen Komödie
Autoren
Mehr zum Buch
Der Mythos, Hauptbestandteil der Tragödie, besaß auch in der griechischen Komödie seinen festen Platz. Götter und Heroen, die im Epos und im Kult gefeiert wurden, agierten auf der komischen Bühne zur Belustigung des Publikums. Unter Mythentravestie versteht man das literarische Verfahren, durch das die mythischen Gestalten von einer erhabenen auf eine menschliche Ebene herabgesetzt wurden. So werden die Sirenen, die im homerischen Epos Odysseus durch ihren wohlklingenden Gesang anlocken und ins Unheil stürzen wollen, auf der komischen Bühne zu verführerischen Hetären, für deren Faszinosum ein lüsterner Odysseus nicht unempfänglich bleibt. Der Überlieferung nach soll der ausgehungerte Herakles auf Lindos einst kurzerhand einen ganzen Ochsen verspeist haben. In Erinnerung daran opferte man ihm für gewöhnlich im Kult einen Ochsen. Die Komödiendichter griffen dieses auf und machten den Helden zu einem Vielfraß und Nimmersatt. Die vorliegende Arbeit untersucht das literarische Phänomen der Mythentravestie von seiner Entstehung im Epos bis hin zur Neuen Komödie. Dazu wurden geeignete Beispiele sowohl in einem synchronen als auch in einem diachronen Zugriff ausgewählt. Das untersuchte Textmaterial besteht zum größten Teil aus Fragmenten, die hier zur Ermittlung der Wesenszüge einzelner mythischer Gestalten zusammengestellt und analysiert werden. Auf diese Weise wird der Versuch unternommen, die Charakteristika beliebter Bühnenfiguren wie Dionysos, Polyphem, Odysseus und Herakles darzustellen und zu erläutern. Des weiteren zielt die vorliegende Untersuchung darauf ab, die spezifische Verwendung des Mythos in den verschiedenen Epochen der griechischen Komödie herauszuarbeiten.