Treppe zum Strand
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Sie fotografierte und schrieb. Ein Bilderbuch mit Gedichten illustriert oder ein Gedichtband mit Bildern? Die Wichtigkeit des Textes und des Bildes ist hier gleichrangig, ohne Schwachstellen. Das Bild untermalt den Text und umgekehrt. Ein gutes Buch ! Qualitativ nichts Neues. Barbara Schumann hat ihre poetische Höhe bereits erreicht in ihren Bänden „Lerche talaufwärts“ bzw. „Ein Himmel auf der Erde“. Diesbezüglich ist daher ihr neues Buch keine Steigerung, sondern eine Heranreifung, vergleichbar – gefühlsmässig – mit dem Einlaufen eines Schiffes aus langer Reise in einen geschützten Hafen oder mit der Ablagerung des feinen Sandes, nachdem sich der reissende Fluss beruhigte. Die Poetin der feurigen Liebe macht Halt und nimmt die Voraussetzung für die Entfaltungsmöglichkeit der Gefühle wahr, nämlich die Geborgenheit. Diese schützende Nuss-Schale ist für sie Hamburg, die Stadt. Sie beschreibt sie. Barbara Schumanns Hamburg - so in Bildern wie in Gedichten – ist nicht die dynamische, hektische Stadt. Das Buch vermittelt eine Stimmung der gutbetuchten hanseatischen Bürgerhäuser. Man hört die Stille und das Schlagen der Standuhr. Die Zeit steht, als hätte sich Hamburg vor die Kamera der Dichterin gestellt. Hamburg als eine ewige Stadt ! Eine bukolische Dichtung ist es mit dezenter Romantik, mit sanfter Zuneigung. Barbara Schumann erfasste aber viel mehr als eine Stimmung ! Sie proklamiert als Kontrastprogramm der Düstermalerei, daß die Stadt mehr ist als eine Wohnstätte, sie kann auch Heimat sein. Es ist eine Aussage der Bilder und Gedichte, einzeln und auch in der Gesamtheit. Wie die Backsteine der hanseatischen Gebäude sind die einzelnen Wort – und Bildgedichte miteinander verbunden. Es ist nicht sinnvoll, dieses oder jenes herauszureissen und vorzuzeigen. Manchmal aber doch ! „ Nach heissen Tagen schwerer Ernte Schläft jetzt die Sehnsucht Hinter dem Deich“ Ihre „Schiffe“ kehren heim, die Fracht ist gelöscht. Eine Dichterin hat sich vor Anker gelegt. In Hamburg, für Hamburg, und sie beschert die Stadt mit einer Poesie, die ein Aquarell ist in Worten; harmonisch, beherrscht von warmen Tönen, farbenfroh, beruhigend, - künstlerisch hochwertig. Imre Máté ( München )