Scham und Selbstbewusstsein
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Die Autorin diskutiert am Leitfaden der „Neuen Phänomenologie“ von Hermann Schmitz das Kernstück dieser Phänomenologie, die kritische Revision und Neubestimmung von Selbstbewusstsein und Subjektivität. Wurde Selbstbewusstsein im dt. Idealismus noch als Subjekt-Objekt-Identität bestimmt, wird im Aufweis der Fehlerhaftigkeit dieses Verständnisses die grundsätzliche Problematik reflexiver Selbst-Identifikation deutlich. Was 'ich' bin (Subjektivität) im Sinne der Neuen Phänomenologie, wird mit älteren phänomenologischen Ansätzen (Sartre, Husserl) konfrontiert und dann nutzbar gemacht für das Problem von Du-Evidenz und Solipsismus. Basis aller Reflexivität ist in der Neuen Phänomenologie ganz entschieden der Leib. Aus „Prä-Reflexivität“ und „primitiver Gegenwart“ des Leiblichen kann Selbstbewusstsein dann neu bestimmt werden als eine „instabile Mannigfaltigkeit„ chaotischer Ambivalenzen von Prä-Reflexivität und Reflexivität. Teil II des Buches konkretisiert die Ebene leiblich-affektiver Betroffenheit am Beispiel des Schamgefühls. Als leiblich “engendes" Gefühl akzentuiert es das personale Subjekt, weil es insbesondere die Reflexivität nicht aus-, sondern anschaltet (im Gegensatz etwa zu Freude und Trauer, in die man sich auch verlieren kann). Bei Sartre spielt die phänomenologische Charakterisierung des Schamgefühls und der Schamsituation bekanntlich eine wesentliche Rolle bei seinem Überwindungsversuch des Solipsismus, weil sich in der Betroffenheit dieses Gefühls so etwas wie eine Du-Evidenz anzudeuten scheint. Über die Frage hinaus, ob Scham immer Scham vor anderen, d. h. immer sozial orientiert ist, diskutiert die Autorin in Teil III des Buches noch einmal prinzipiell die alter-ego-Frage bei Jean Paul Sartre, Edmund Husserl und Hermann Schmitz.