In und nach Cages 4' 33''
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Man hat mich gebeten, für eine CD mit Kompositionen von John Cage eine Biographie des Komponisten zu skizzieren. Merkwürdigerweise gerate ich beim Kommentieren, insbesondere seiner Wirkungsgeschichte in Deutschland, immer wieder in meine eigene Biographie, die zu schreiben ich wirklich nicht vorhabe. Nun gut, ich bin John Cage einige Male persönlich begegnet, und das waren für mich sehr schöne Augenblicke, die ich nie vergessen werde. Aber ich glaube nicht, dass er sich meinen Namen gemerkt hat, den Vornamen ja, aber den Nachnamen? Wozu auch? Aber es scheint mir wichtig festzuhalten, wie es damals war, das Klima an der Hochschule in Köln, bei den Darmstädter Ferienkursen, in der Neue-Musik-Szene in Deutschland. Wo war ich damals, was habe ich mitbekommen? Wer bin ich denn? Manfred Niehaus. Seit Jahren rede ich mir ein: ich bin Komponist, nicht vergessen, ich bin Komponist, was auch immer das sein mag. 1933, als John Cage sich anschickte, in Los Angeles zu Arnold Schönberg in den Unterricht zu gehen, wurde ich in Köln geboren. Weihnachten 1942 schenkte mir mein Großvater, der u. a. an einem Buch über meinen Urgroßonkel César Franck mitgewirkt hat, um u. a. zu beweisen, dass dieser eigentlich ein deutscher Komponist, ein zweiter Brahms gewesen sei, die Familie stammte nämlich aus Moresnet, das heute wieder zu Belgien gehört, 1942 schenkte mir mein Großvater eine Geige. Ich lernte die ersten Noten - geh - du - alter - Esel - und fing an zu komponieren. Op 1: Fantasie „Im Zigeunerwagen“. Aber ich will doch über John Cage schreiben! John Cage wird am 5. Sept 1912 in Los Angeles geboren und erhält schon in jungen Jahren Klavierunterricht. Achtzehnjährig, nach seinem Abschluß an der Los Angeles High School, reist er zur Weiterbildung nach Paris. Dort begegnet er u. a. auch den Werken von Erik Satie, der zwar schon 1925 gestorben, aber noch nicht ganz vergessen war. Cage studiert Architektur bei Goldfinger, beginnt zu malen, auf Mallorca entstehen die ersten Kompositionen. 1931 kehrt er in die USA zurück. über zwei textlinien, eine werkbiographische und eine persönlich erinnernde, skizziert der kölner komponist manfred niehaus mannigfaltige einflüsse des werkes von cage auf die zeitgenössische musikästhetik, praktiken des komponierens, aufführens, rezipierens und reflektierens. mit den temporalisierenden bezügen auf „cages 4´33´´“ (1952) zeichnet sich eine hommage an „cage heute“ ab. ich habe nichts zu sagen und ich sage es und das ist poesie wie ich sie brauche. (john cage „silence“)