Freund und Feind
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Aus dem Vorwort: Warum verkehren sich echte Freundschaften so oft in bittere Feind-schaften, und dies meist aus nur geringfügigem Anlass? Und weshalb kommt es beinahe nie vor, dass sich eine Feindschaft in eine Freundschaft verwandelt, oder dass eine aus Freundschaft entstandene Feindschaft sich in eine Freundschaft zurückfindet? Warum leben Freundschaften so oft am Rande des Zerbrechens? Schon Sophokles (496 - 406 v. Chr.) meinte in seinem Drama Antigone 522: Nie wird der Feind zum Freund, selbst im Tode nicht. Und Virgil (70 - 19 v. Chr.) sagt in Äneis 4, 625, beinahe makaber: Möchte ein Rächer aus unseren Gebeinen erstehen! Die vorliegende Abhandlung befasst sich mit der Suche nach tieferen Beweggründen, nach jenen verborgenen Wahrheiten, die unser Handeln zu Freund- und Feindschaft letztlich steuern. Diese Suche geht, wie wir noch feststellen werden, deutlich in Richtung einer unerfreulichen aber unvergänglichen Tatsache, dass nämlich Feindseligkeit weitaus mehr Existenzpotential in sich birgt und zudem oder deshalb auf wesentlich mehr Augenblicksinteresse stösst als freundschaftliches Beieinandersein.