Wirtschaftspolitik in Osteuropa zwischen ökonomischer Kultur, Institutionenbildung und Akteursverhalten
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Wirtschaft ist kein unabhängiger Bereich der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Das ökonomische Geschehen ist vielmehr in realwirtschaftliche, historische und kulturellen Rahmenbedingungen „eingebettet“, die sowohl die Entstehung ökonomischer Institutionen und die Handlungen wirtschaftspolitischer Entscheidungsträger als auch das Verhalten der Unternehmer, abhängig Beschäftigten und Konsumenten beeinflussen. Dies gilt nicht zuletzt für Prozesse umfassenden Wandels, wie sie die postkommunistischen Transformationen in Osteuropa darstellen. Seit 1998 beschäftigt sich die Forschungsstelle Osteuropa mit den kulturellen Bestimmungsfaktoren der Transformation. Es wurden inzwischen fünf internationale Konferenzen abgehalten, zwei große Forschungsprojekte durchgeführt und zahlreiche Publikationen vorgelegt. Die Beiträge des vorliegenden Bandes behandeln einen Bereich, der für das Verständnis der ökonomischen Transformationsprozesse und die Einschätzung ihrer Perspektiven von großer Bedeutung ist: die Wirtschaftspolitik. Dabei wird für die drei Länder Rußland, Polen und Tschechien untersucht, in welchem Maße kulturelle Faktoren den institutionellen Rahmen der Wirtschaftspolitik, den Ablauf der wirtschaftspolitischen Entscheidungsprozesse sowie Richtung und Effizienz der ökonomischen Prozesse bestimmen. Theoretische Überlegungen und empirische Studien verdeutlichen die erhebliche Bedeutung kultureller Faktoren, lassen aber auch erkennen, daß „Kultur“ keine statische Kategorie ist. Bei aller Langfristigkeit sind auch vielfältige Prozesse eines kulturellen Wandels erkennbar. Nicht zuletzt für das Zusammenwachsen Europas zu einem einheitlichen Wirtschaftsraum kommt diesen Tendenzen erhebliche Bedeutung zu.