Die Pädagogik der Kinderliteratur
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Die Pädagogik der Kinderliteratur untersucht nicht die Wirksamkeit der in Kinderbüchern dezidiert verfolgten Erziehungsziele, sondern geht von der weit sich vorwagenden Unterstellung aus, daß Kinderliteratur schlechthin eine pädagogische Dimension besitzt. In ihr wird nämlich, wenn auch in unterschiedlicher Weise, der Bezug von Erwachsenen zu Kindern ausdrücklich. Wenn ein Autor spannend unterhalten will, muß er wissen, was Kinderinteressiert und was ihnen Spaß macht; wenn er Orientierungen in der sozialen Lebenswelt vermitteln will, muß er wissen, womit Kindern Probleme haben und welche Hilfen sie brauchen; wenn er ihnen die Welt verständlich machen will, muß er schon erfahren haben, was sie wissen wollen, wissen sollten und wissen können. Kinderliteratur enthält Identifikationsangebote, die Sinnhorizonte für das Verständnis des Daseins ihrer Leser und Leserinnen entwerfen; sie kann Gefühle bewußt machen und Anstöße zur Imagination erster Lebensentwürfe geben. Kurzum, in der Kinderliteratur äußern Autoren ihre Vorstellungen vom Kinde und dessen, was es geistig zum Leben braucht. Darin spiegeln sich in der Regelzeitbedingte Überzeugungen der Erziehung wider, etwa Vorstellungen eines anständigen oder glücklichen oder selbstverantwortlichen Lebens. Und selbst in den Klassikern, die gar nicht zuerst für Kinder geschrieben worden waren, wie im Fall des Robinson, verursachte ihre In-Besitznahme durch Kinder Neubearbeitungen, in denen ihr Denken und Fühlen zum Vorschein kam. In diesem Kontext ist die Behauptung zu verstehen: Kinderliteratur habe immer etwas mit Erziehung zu tun. Allerdings mit einer Erziehung, die nichts mit Erziehungsmaßnahmen, Lernzielen, Curricula und Leistungen zu tun hat sondern den Umgang des Erwachsenen mit Kindern betrifft; sie stellt sozusagen, eine kulturell-literarische Sozialisation dar, die ihre Mitte im Sinnstiften und Sinnverstehen des Kindes hat. Die Identifikationsangebote der Kinderliteratur können ihren Lesern ein Zuhause schaffen, den notwendigen Raum für ihre kreative Phantasie, sie ist literarisch inkarnierte Pädagogik.
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Die Pädagogik der Kinderliteratur, Gerhard Velthaus
- Sprache
- Erscheinungsdatum
- 2003
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- Titel
- Die Pädagogik der Kinderliteratur
- Sprache
- Deutsch
- Autor*innen
- Gerhard Velthaus
- Verlag
- Schneider Verl. Hohengehren
- Erscheinungsdatum
- 2003
- Einband
- Paperback
- ISBN10
- 3896767305
- ISBN13
- 9783896767301
- Kategorie
- Pädagogik
- Beschreibung
- Die Pädagogik der Kinderliteratur untersucht nicht die Wirksamkeit der in Kinderbüchern dezidiert verfolgten Erziehungsziele, sondern geht von der weit sich vorwagenden Unterstellung aus, daß Kinderliteratur schlechthin eine pädagogische Dimension besitzt. In ihr wird nämlich, wenn auch in unterschiedlicher Weise, der Bezug von Erwachsenen zu Kindern ausdrücklich. Wenn ein Autor spannend unterhalten will, muß er wissen, was Kinderinteressiert und was ihnen Spaß macht; wenn er Orientierungen in der sozialen Lebenswelt vermitteln will, muß er wissen, womit Kindern Probleme haben und welche Hilfen sie brauchen; wenn er ihnen die Welt verständlich machen will, muß er schon erfahren haben, was sie wissen wollen, wissen sollten und wissen können. Kinderliteratur enthält Identifikationsangebote, die Sinnhorizonte für das Verständnis des Daseins ihrer Leser und Leserinnen entwerfen; sie kann Gefühle bewußt machen und Anstöße zur Imagination erster Lebensentwürfe geben. Kurzum, in der Kinderliteratur äußern Autoren ihre Vorstellungen vom Kinde und dessen, was es geistig zum Leben braucht. Darin spiegeln sich in der Regelzeitbedingte Überzeugungen der Erziehung wider, etwa Vorstellungen eines anständigen oder glücklichen oder selbstverantwortlichen Lebens. Und selbst in den Klassikern, die gar nicht zuerst für Kinder geschrieben worden waren, wie im Fall des Robinson, verursachte ihre In-Besitznahme durch Kinder Neubearbeitungen, in denen ihr Denken und Fühlen zum Vorschein kam. In diesem Kontext ist die Behauptung zu verstehen: Kinderliteratur habe immer etwas mit Erziehung zu tun. Allerdings mit einer Erziehung, die nichts mit Erziehungsmaßnahmen, Lernzielen, Curricula und Leistungen zu tun hat sondern den Umgang des Erwachsenen mit Kindern betrifft; sie stellt sozusagen, eine kulturell-literarische Sozialisation dar, die ihre Mitte im Sinnstiften und Sinnverstehen des Kindes hat. Die Identifikationsangebote der Kinderliteratur können ihren Lesern ein Zuhause schaffen, den notwendigen Raum für ihre kreative Phantasie, sie ist literarisch inkarnierte Pädagogik.