Heilige vor Gericht
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Heilige sind als allgegenwärtige Mittler zwischen Gott und den Menschen aus dem mittelalterlichen Alltag nicht wegzudenken. Im Zuge einer Verrechtlichung des kirchlichen Lebens führte das Papsttum seit dem 12. Jahrhundert gerichtliche Verfahren durch, bevor es für vormals lokal verehrte Heilige einen liturgischen Kult durch die Gesamtkirche in Aussicht stellte: Der Papst entsandte als Antwort auf Kanonisationsanträge Kommissare an die Ruhestätten der Heiligen. Dort befragten sie unter exakter Beachtung prozessualer Normen vereidigte Zeugen zum Leben des Kandidaten und zu den Wundern, die der Fürsprache des Heiligen zugeschrieben wurden. Den zur weiteren Bearbeitung an den Hof des Papstes zurückgesandten Verhörprotokollen schenkt die historische Forschung als wertvollen Zeugnissen des Handelns und Denkens breiter Bevölkerungsschichten zunehmend Beachtung. Der Autor nimmt erstmals eine quellenkritische Bewertung dieser besonderen Textgattung am Schnittpunkt von Prozeßrechtsgeschichte, kirchlicher Rechtsgeschichte und historischen Hilfswissenschaften vor.