Krieg, Nation und Konfession
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Das Deutsche Reich wurde auf den Schlachtfeldern Frankreichs geboren, im Spiegelsaal von Versailles schien sich Preußens Berufung in der deutschen Geschichte zu erfüllen. Doch die nationale Einheitsrhetorik der Publizisten verdeckte nur mühsam die Gräben zwischen Nord und Süd, zwischen Konservativen und Demokraten und vor allem auch zwischen Katholiken und Protestanten. Mit einem wissenssoziologisch fundierten Erfahrungsbegriff untersucht der Autor, wie Feldgeistliche den deutsch-französischen Krieg gedeutet haben. Die Kontrastierung von archivalischen und publizierten Quellen – von Briefen und Berichten über Feld- predigten bis zu Kriegserinnerungen – zeigt, wie selektiv einzelne, teilweise widersprüchliche Elemente der Kriegserfahrungen in verschiedenen Kommunikationsfeldern und zu unterschiedlichen Zeiten Gewicht erhielten. Vor der Schablone der publizistischen Diskurse wird ersichtlich, wie das vermeintlich hoch Individuelle aus den kollektiven Mustern erwuchs und sich seinerseits verstärkend oder umlenkend in das allgemeine Wissen um den Krieg zurück speiste. Damit bereichert die Studie auch methodisch die Diskussion um eine Weiterentwicklung der Militärgeschichte um einen gewichtigen Beitrag.