Unser Leben vor der Revolution und danach
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Im vorliegenden Werk haben sich Sprachwissenschaftler in Kooperation mit Historikern die Aufarbeitung der Revolution von 1964 aus der Sicht der unterlegenen Partei als Ziel gesetzt. Diese hatte die Vertreibung der ersten demokratisch gewählten Regierung unter Führung der Zanzibar National Party sowie die Einsetzung eines sozialistischen Systems unter der Führung der Afro-Shirazi-Party zum Ziel. Die hier gesammelten Interviews sind ein Ergebnis des Teilprojektes „Die Umsetzung der Revolution von Sansibar 1964 und ihre Wahrnehmung“ innerhalb des Sonderforschungsbereichs „Gesellschaftliche Umbrüche in afrikanischen Gesellschaften und ihre Bewältigung“, der von 1999 bis 2003 an der Universität Hamburg gearbeitet hat. Es wird der historische Kontext der Ereignisse skizziert und einige wichtige der im Rahmen dieses Projektes geführten Interviews mit Zeitzeugen wiedergegeben. Die Auswahl der Interviewpartner erfolgte nach inhaltlichen und pragmatischen Kriterien, sodass bewusst Zeitzeugen der Ereignisse, die u. U. als Handelnde die Entwicklung beeinflusst haben, befragt wurden. Es sollte ein Querschnitt durch die damals von Sansibar vertriebene und geflüchtete Bevölkerungsschicht gegeben werden, um nicht nur Männer zu Worte kommen zu lassen. Die pragmatischen Gesichtspunkte ergaben sich daraus, welche von den in Frage kommenden Ansprechpartnern erreichbar und aussagewillig waren. Insgesamt wurden etwa 40 Personen befragt, wovon fünf ausgewählt wurden. Die Interviews werden in der swahili-sprachigen Originalversion sowie in deutscher Übersetzung wiedergegeben. Ziel der Untersuchungen für die sprachwissenschaftliche Seite war es, herauszufinden, inwieweit das Erlebte und dessen Bewältigung in Wortwahl, Ausdruck und Erzählfluss wiederzufinden ist. Die Historiker hingegen analysieren die subjektiven Aussagen der Zeitzeugen, zu deren Wahrnehmung der Ereignisse, vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Forschungsstandes. REZENSION: „Der mit Gewalt herbeigeführte Machtwechsel auf Sansibar im Januar 1964 wurde in den letzten vier Jahrzehnten aus den unterschiedlichsten Perspektiven auf seine Hintergründe und Folgen hin analysiert. Das von der Hamburger Forschergruppe vorgelegte Buch nähert sich dem Thema innovativ, indem fünf Interviews mit Zeitzeugen sowie ein sehr ausführlicher geschichtswissenschaftlicher Kommentar in der abschließenden Interpretation der Interviews zusammengeführt werden. Insofern ist das Buch nicht nur informativ, sondern auch in methodologischer Hinsicht für die Geschichtsforschung wichtig.“ (Katrin Bromber in „afrika spectrum“ 39/3, 2004, 470–472)