Erotik des Informellen
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2. Welt Das vermeintlich extrem tiefe Lebensniveau (das Bruttosozialprodukt ist auf gegen 30% gesunken, der Rubel ist ohne Wert) im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion hat keine sichtbare Entsprechung im Leben der RussInnen. Wie organisieren sie sich? Kai Ehlers sucht Antworten. Der massive Abbau des Bruttosozialprodukts auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion führt nicht zu einer eigentlich zu erwartenden adäquaten Katastrophe im Alltag. Wie helfen sich Menschen ausserhalb der Oligarchie und der offiziellen Statistik? Kai Ehlers analysiert Hintergründe und neue Strukturen dieses Alltags und bettet die Erkenntnisse ein in den Prozess der Globalisierung. Die Menschen wurden mit Einsetzen der Industrialisierung aus ihrer tierwirtschaftlichen oder agrarischen Selbstversorgung herausgelöst und in die Lohnarbeit hineingezwängt. Sie werden nunmehr aus dem Lohnarbeitsprozess wieder in die Selbstversorgung hineingedrückt. Die jetzige Situation unterscheidet sich aber total von der Ausgangslage: Die Strukturen, Ressourcen und Kenntnisse der früheren Selbstversorgungswirtschaft sind weitgehend zerstört. Der Versuch ihrer Auflösung ist jedoch immer wieder am Widerstand der realen Verhältnisse gescheitert. Nach aussen nehmen Mitglieder der Versorgungsgemeinschaft an der Lohnarbeit teil, während andere im Bereich der Selbstversorgung, des Tauschs und Service tätig sind. Die Ergebnisse werden in der Versorgungsgemeinschaft ausgeglichen. Eine nachhaltige Form der Arbeitsteilung entsteht mit veränderlicher Rollenteilung. Dies könnte sich als die – wenigstens eine – soziale Form erweisen, in der nachhaltiges Wirtschaften, Leben und Gestalten eine Zukunft ermöglicht. Warum die RussInnen trotz Dauerkrise nicht verhungern; GASPROM – Anatomie eines Giganten. Mit dem Kopf in der Globalisierung, mit den Füssen im Garten; Modell Moskau: Man muss teilen; …über die Notwendigkeit, eine wissenschaftliche Erklärung für das ›Klauen‹ zu finden; Aktiengesellschaft IRMEN – ein Weg jenseits der Privatisierung?; Neue Arbeitsteilung – von der Familie zur selbstgewählten Gemeinschaft; Brache, Feld und Garten – drei Beispiele für die Rückkehr der Natur in die Stadt. Kai Ehlers, 1944, war aktiver Teilnehmer der Achtundsechziger Bewegung und der Neuen Linken. Er publizierte im Themenbereich Faschismus, Staat und Gesellschaft, insbesondere ›Innere Sicherheit‹/›Modell Deutschland‹, im Rahmen seiner Tätigkeit als Redaktor des ›ak‹ (Arbeiterkampf), später ›analyse& kritik‹. Heute ist er selbstständiger Buchautor, sowie Presse- und Rundfunkpublizist; er hält Vorträge und führt Seminare und Workshops durch. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf den Wandlungen im nachsowjetischen, eurasischen Raum, aber auch Mongolei, Zentralasien, China, und deren lokalen und weltweiten Folgen. Kai Ehlers engagiert sich für verschiedene Projekte des Ost-West-Dialogs und die diesbezüglichen Forschungsvorhaben. Er veröffentlichte Lyrik und Prosa in Büchern, Zeitungen und Zeitschriften. Er ist zudem als Video-Dokumentarist und als Berater für Ost–West-Geschäfte tätig.