Wilhelm Lehmbruck in Duisburg
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Wilhelm Lehmbruck kann als der einzige deutsche Bildhauer gelten, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts und damit noch zu Lebzeiten nachhaltige internationale Anerkennung fand. Lehmbruck war Sohn eines Bergmanns aus Duisburg-Meiderich und gilt noch heute als der Bildhauer des Expressionismus schlechthin. Nach seinem Tod 1919 machte Lehmbrucks Werk allerdings zunächst eine traurige Karriere: Kurz nachdem seine „Große Kniende“ 1927 im Tonhallengarten, im Zentrum seiner Heimatstadt Duisburg, aufgestellt war, wurde die Bronze umgestürzt. Die nationalsozialistischen Bilderstürmer setzten eben diese Plastik 1937 auf die Titelseite ihres Katalogs zur Ausstellung „Entartete Kunst“ und zerstörten in der Folge einen Teil von Lehmbrucks Werken. Seine fragilen introvertierten Figuren passten nicht zum dumpfen nationalsozialistischen Dünkel vom robusten „arischen Herrenmenschen“. Ins Zentrum der nationalsozialistischen Diffamierung gerückt, avancierte die „Große Kniende“ für die Verfolgten zu einem Symbol für die Freiheit der Kunst schlechthin. Diese symbolische Bedeutung ist sicher nicht allein historischer Zufall, sondern hat unmittelbar mit den Wirkungsqualitäten der Plastik zu tun. Es kann als ein Glücksfall gelten, dass es der Stadt Duisburg nach dem Krieg gelang, Lehmbrucks Nachlass für das städtische Museum zu bekommen.