Kulturtransfer als Diskurstransformation
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Die vorliegende Untersuchung hat einen komplexen und faszinierenden Fall deutsch-französischen Kulturtransfers zum Gegenstand, der in der Interpretation und Vermittlung der Ästhetik Kants durch Mme de Staël ins Französische besteht. Faszinierend ist dieser Transfer, weil darin die Überzeugungen zweier Persönlichkeiten ins Verhältnis gesetzt werden, die auf jeweils vollkommen verschiedene Weise die europäische Kulturgeschichte entscheidend mitgeprägt haben. Faszinierend ist dieser Transfer auch deshalb, weil Mme de Staël weit mehr als eine nüchterne „Übersetzung“ der zentralen Lehrstücke der Kantischen Philosophie vollzieht. Anhand einer umfassenden Analyse der ästhetischen, erkenntnis- und sprachtheoretischen Positionen Mme de Staëls wird in der vorliegenden Untersuchung dargestellt, welche diskursiven Strategien die Autorin unternimmt, um die von ihr verehrte Philosophie des großen Königsberger Denkers ihrem französischen Publikum verständlich zu machen - und zwar in der Absicht, dass diese nicht nur die Köpfe erreiche, sondern die Gefühle und das gesamte moralische Verhalten der Franzosen nachhaltig zum Besseren verändere. Das Ziel der Untersuchung liegt darin aufzuzeigen, wie sich im Hauptwerk Mme de Staëls, De l'Allemagne, eine Transformation der Kantischen Philosophie vollzieht, ohne dass man der Autorin deshalb vorwerfen könnte, dieselbe mutwillig und allein aus eigennützigen Interessen deformiert zu haben. Es erweist sich vielmehr, dass die Art und Weise ihrer Kant-Darstellung einem in sich schlüssigen Gesamtkonzept unterliegt, demzufolge Verstehen, Vermitteln und die Entfaltung praktischer Wirksamkeit von Gedanken in einer untrennbaren Einheit stehen.