Eriugena, al-Kindī, Nikolaus von Kues - Protagonisten einer wissenschaftsfreundlichen Wende im philosophischen und theologischen Denken
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Die neuzeitliche Naturwissenschaft nahm ihren Ausgang in der Renaissance, die die kreativen Fähigkeiten des menschlichen Denkens wiederentdeckte. Dieser Aufbruch erfolgte aber keineswegs aus dem Nichts; ihm ging eine sehr fruchtbare Entwicklung voran. Hatte das Christentum in der Spätantike und dem frühen Mittelalter weltliche Wissenschaften eher gering geschätzt, so wandelte sich diese Einstellung vom 9. Jh. an zugunsten einer positiveren Sicht: Ein rationales Verständnis der Natur sei auch eine Art göttlichen Auftrags an die Menschen. Ähnliche Bestrebungen gab es zu dieser Zeit im Bereich des Islam. Um diese wissenschaftsfreundliche Wende geht es in der vorliegenden Arbeit, dargestellt am Denken zweier früher Protagonisten, Johannes Eriugena in Europa und - mit beachtlichen Parallelen - al-Kindi in Bagdad. Am Werk beider Protagonisten wird der Aufbruch philosophisch-theologischen Denkens im Mittelalter dargestellt, der dem „Buch der Natur“ eine Anerkennung als gleichberechtigten Zugang zur Wahrheit neben dem „Buch der Offenbarung“ verschaffte. In der frühen Renaissance war es besonders Nikolaus von Kues, der Ideen von Eriugena aufnahm. Als dann über sieben Jahrhunderte nach Eriugena die moderne Naturwissenschaft durch Galilei begründet wurde, rechtfertigte er sein freizügiges Denken mit Argumenten, die in erstaunlichem Masse mit Vorstellungen Eriugenas übereinstimmen.