Ein oft verrückter Lebensweg
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Ein Bauer und Wissenschaftler erinnert sich – Gerhard Elvert aus seinem Leben, das in Schlesien begann und ihn über verschiedene Stationen in die Uckermark führte. „Im Dezember 1957 hatte Ulbricht – wie zum Jahresende üblich – die 1. Kreis- und Bezirkssekretäre der SED nach Berlin beordert. Diese Tagungen waren in den Ministerien gefürchtet, da sie oft mit bösen Überraschungen verbunden waren. Diesmal erhielt ich plötzlich Order, mich kurzfristig an bestimmter Stelle im großen Komplex des damaligen “Hauses der Ministerien” einzufinden. Pünktlich erschien Ulbricht und fragte: “So, Sie sind der Genosse Elvert?” Ich bejahte und Ulbricht kam gleich zur Sache: Er hätte gehört, dass im Kreis Strasburg die Bildung eines großen Volksgutes von mehreren 1.000 ha vorbereitet würde. Er wollte wissen, ob das stimmt und auf welchem Beschluss das beruht? Ich sagte, dass es im Ministerium solche Überlegungen für die Kreise Strasburg und Wanzleben gäbe. Eine entsprechende Beschlussvorlage für das Sekretariat der Partei wird erarbeitet. Ich hatte die ökonomischen Begründungen dafür im Kopf und trug sie vor. Danach erhielt ich die Belehrung: Sie lief im Kern darauf hinaus, bei der Bündnispolitik der Arbeiterklasse mit der Bauernschaft alle ökonomischen Erwägungen hintenan zu stellen. Kein Bauer dürfe veranlasst werden, wegen eines Volksgutes seine Wirtschaft aufzugeben. Das wären linke Abweichungen, von denen er – Ulbricht – nichts mehr hören möge. Nach dieser Standpauke, die nicht im Befehlston, sondern eher vom Standpunkt des Erfahrenen gegenüber dem jüngeren Genossen erfolgte, wurde ich verabschiedet.“